Die Europäische Kommission hat Mitte Oktober ihre neue Strategie „KI anwenden“ vorgestellt. Diese ist Teil des „Aktionsplans für den KI-Kontinent“, mit dem die EU ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken und sich als globaler Vorreiter für verantwortungsvolle KI positionieren will. Trotz einer starken Forschungs- und Innovationsbasis nutzt mit etwa 13 % nur ein kleiner Teil der europäischen Unternehmen KI aktiv. Mit einer ‚KI-First-Denkweise‘ dem Einsatz von künstlicher Intelligenz in Schlüsselindustrien soll nun der Rückstand aufgeholt werden.
KI als Wachstumstreiber für zentrale Wirtschaftssektoren
Neben dem öffentlichen Sektor stellt die Kommission in der Strategie vor allem Wirtschaftszweige in den Vordergrund, in denen KI bereits jetzt deutliche Mehrwerte bringen kann: darunter Agrar- und Lebensmittelindustrie, Gesundheitswesen, Arzneimittel, Energie, Verkehr, Fertigung, Bauwesen sowie Verteidigung, Kommunikation und Kultur. Mit sogenannten Flaggschiffprojekten will die Kommission die Entwicklung und Anwendung von KI in diesen Branchen gezielt fördern.
Digitale Landwirtschaft im Fokus
Schon heute stehen Landwirt:innen KI-gestützte Tools zur Verfügung, die z. B. das Antragswesen von Fördermitteln erleichtern oder personalisierte Empfehlungen auf Basis individueller Betriebsdaten bieten. Für die Zukunft der Agrar- und Ernährungswirtschaft sieht die Kommission auch weitere Potenziale: KI soll hier z. B. zu effizienteren Produktions- und Managementtechniken im Pflanzenbau beitragen und die automatisierte Nutzung von Robotern und Maschinen für Feldarbeit und Ernteprozesse unterstützen.
Um Nutzungsbarrieren zu überwinden, sieht die Kommission den Aufbau einer europäischen KI-Plattform für den Agrar- und Lebensmittelsektor vor. Diese Plattform soll in Zukunft den Zugang zu spezialisierten Anwendungen erleichtern, die Integration digitaler Lösungen vereinfachen und die Entwicklung offener, gemeinschaftlicher Softwarelösungen (Open Source) fördern. Langfristig erhofft sich die EU-Behörde davon eine Stärkung des Vertrauens in KI-gestützte Anwendungen und eine nachhaltige Digitalisierung der europäischen Landwirtschaft.
Moderner und transparenter öffentlicher Sektor
Auch für die öffentliche Verwaltung sieht die Strategie weitreichende Maßnahmen vor. Eine geplante KI-Toolbox soll künftig offene und wiederverwendbare Lösungen bereitstellen, die Verwaltungen bei der Integration von KI unterstützen.
Ergänzend dazu will die Kommission mit dem PAIR Pathway (Pathway to AI and Interoperability Readiness) einen praktischen Leitfaden entwickeln, der Verwaltungen Schritt für Schritt aufzeigt, wie sie KI-Lösungen bedarfsgerecht einführen können. Als Voraussetzung dafür sieht die Kommission den Abbau fragmentierter Datenstrukturen, die Investition in digitale Kompetenzen sowie die Sicherstellung von Transparenz und Vertrauen.
Stärkung kleiner und mittlerer Unternehmen
Ein weiterer Schwerpunkt der Strategie liegt auf der Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen. Da KI-Systeme bislang überwiegend großen Konzernen vorbehalten sind, will die Kommission gezielt Anreize schaffen, damit auch KMU Zugang zu entsprechenden Technologien erhalten. Geplant sind Beratungsangebote, Austauschplattformen sowie Programme zur Weiterbildung einer KI-fähigen Belegschaft, gefördert über Initiativen wie Erasmus+ und ESF+.
Rechtssicherheit und Vertrauen durch die KI-Verordnung
Branchenübergreifend bremsen nicht nur fehlende Ressourcen und Know-how, sondern auch mangelndes Vertrauen und rechtliche Unsicherheiten die breite Einführung von KI in Europa.
Darauf reagiert die Europäische Kommission mit der neuen KI-Verordnung, die den sicheren und transparenten Einsatz von KI-Systemen gewährleisten und zugleich Rechtssicherheit für Unternehmen schaffen soll. Sie definiert Risikokategorien, Transparenzpflichten und Risikomanagementanforderungen für Anbieter, einschließlich möglicher Sanktionen bei Verstößen.
Ein zentraler Bestandteil ist das KI-Modell mit allgemeinem Verwendungszweck – im Englischen „General Purpose AI“ (GPAI) genannt. Diese Modelle sind breit einsetzbar, bilden die Grundlage vieler KI-Systeme in der EU und unterliegen erweiterten Dokumentations- und Informationspflichten. Anbieter müssen technische Unterlagen, Trainingsdaten und relevante Angaben offenlegen, während Nutzer solcher Modelle Zugang zu allen sicherheitsrelevanten Informationen erhalten müssen.
Zur Unterstützung hat die Kommission einen Praxisleitfaden veröffentlicht, der Unternehmen bei der Umsetzung der neuen Regeln zu Transparenz, Urheberrecht und Sicherheit helfen soll.












