Eine junge Landwirtin sitzt lächelnd auf ihrem Traktor und hält ein Smartphone in den Händen.

15.12.2025News aus Brüssel

EU-Kommission will Generationswechsel in der Landwirtschaft fördern

Die Europäische Kommission hat Ende Oktober ihre Strategie zur Unterstützung des Generationswechsels in der Landwirtschaft vorgestellt. Mit einem breit angelegten Maßnahmenpaket soll der Anteil junger Landwirt:innen bis 2040 verdoppelt werden.

 

EU will Nachwuchs in der Landwirtschaft stärken

Derzeit liegt der Anteil junger Menschen in der europäischen Landwirtschaft bei 24 Prozent. Die Kommission setzt es sich jedoch zum Ziel, diesen Wert innerhalb der nächsten 15 Jahre auf 48 Prozent zu steigern. Dafür hat sie eine umfassende Strategie entwickelt, die auf fünf zentralen Handlungsfeldern basiert: 

  • Zugang zu Ländereien,
  • finanzielle Unterstützung,
  • Qualifikationen,
  • Förderung guter Lebensbedingungen in ländlichen Gebieten sowie
  • Unterstützung der Hofnachfolge.

 

Finanzielle Unterstützung deutlich ausgeweitet

Ein zentraler Baustein der Strategie ist die Aufstockung der finanziellen Förderung. Die Kommission empfiehlt den Mitgliedstaaten, mindestens 6 Prozent ihrer Agrarausgaben in Maßnahmen für junge Landwirt:innen zu investieren. Zusätzlich regt sie an, Mittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und weiteren EU-Programmen zu nutzen.

 

Breit angelegte Leitinitiativen in allen Handlungsfeldern

In ihrer „Strategie für den Generationswechsel in der Landwirtschaft“ benennt die Europäische Kommission für jedes der fünf Handlungsfelder Leitinitiativen und einzelne Förderempfehlungen. Unter anderem schlägt sie dabei folgende Maßnahmen vor:

  • Starterpaket für Junglandwirt:innen
    In der nächsten Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) soll ein umfassendes Einstiegspaket für Berufsanfänger:innen eingeführt werden, das verschiedene Förderungen bündelt und den Einstieg erleichtert.
  • Höhere Fördersummen für die Niederlassung
    Der Höchstbetrag für die GAP-Unterstützung bei der Niederlassung von Junglandwirt:innen soll auf 300.000 Euro angehoben werden, wenn die Förderung über Finanzinstrumente gewährt wird. Dies ermöglicht wesentlich höhere Darlehensvolumina je Projekt und deutlich geringere Zinszahlungen.
  • Verbesserte Investitionsförderung
    Die Investitionsförderungsquote soll auf bis zu 85 Prozent erhöht werden. Die Mitgliedstaaten erhalten außerdem die Freiheit, Mindestausgaben oder höhere EU-Kofinanzierungssätze speziell für Junglandwirt:innen festzulegen.
  • Erasmus für Jungunternehmer:innen in der Landwirtschaft
    Junge Landwirt:innen sollen am EU-Programm Erasmus für Jungunternehmer:innen teilnehmen können, um im Ausland bewährte landwirtschaftliche Verfahren zu erlernen oder ihre Einnahmen zu diversifizieren, indem sie von anderen Sektoren lernen.
  • Plattform "Frauen in der Landwirtschaft"
    Eine neue EU-weite Plattform soll Chancengleichheit, Erfahrungsaustausch und Mentoring fördern sowie die Schlüsselrolle von Frauen in der Zukunft der Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung sichtbar machen.
  • Europäische Bodenbeobachtungsstelle
    Die geplante Beobachtungsstelle soll die Transparenz auf dem Bodenmarkt verbessern, Landwirt:innen beim Zugang zu verfügbaren Flächen unterstützen, die Hofnachfolge erleichtern und Bodenspekulationen verhindern.
  • Farm Relief Services
    Die EU will sogenannte Vertretungsdienste kofinanzieren, die Landwirt:innen während Krankheit, Urlaub oder bei der Pflege von Angehörigen ersetzen, um die Work-Life-Balance zu verbessern.
  • Verknüpfung von Direktzahlungen mit dem Renteneintrittsalter
    Ab 2032 sollen Direktzahlungen an das Renteneintrittsalter gekoppelt werden, wie in der GAP für den Zeitraum nach 2027 vorgeschlagen. Landwirt:innen, die im Ruhestandsalter eine Rente beziehen, hätten dann keinen Anspruch mehr auf Direktzahlungen – ein Anreiz für die generationsübergreifende Hofnachfolge.

Für die Umsetzung fordert die Kommission Mitgliedstaaten dazu auf, auf Grundlage der übergreifenden Strategie eigene nationale Strategien zu entwickeln. Diese sollen konkrete Reformvorhaben enthalten, um bestehende Herausforderungen in den oben genannten Handlungsfeldern zu bewältigen. Regelmäßige Evaluierungen sollen anschließend sicherstellen, dass alle Ebenen gemeinsam an einem nachhaltigen und attraktiven Agrarsektor arbeiten.

 

Politikbereichsübergreifender Ansatz notwendig

"Der Generationswechsel wird nicht allein durch die GAP und die EU-Ebene vorangetrieben", betonte EU-Agrarkommissar Christophe Hansen bei der Vorstellung der Strategie in Brüssel. Es sei erforderlich, auf allen Ebenen und in allen Politikbereichen zusammenzuarbeiten. Besonders hob Hansen hervor, dass sich Kohäsionsfonds und GAP-Mittel hervorragend ergänzen würden, um den ländlichen Raum zukunftsfähig zu gestalten.